Sonntag, 18. Januar 2015

Esmehan Aykol: Goodbye Istanbul

355 S., Diogenes, 9,90, ISDN 978-3-257065695

Ece - die Ich-Erzählerin des Romans - flieht aus Istanbul nach London. Jedoch nicht aus politischen Gründen, sondern um sich ihrer selbstzerstörerischen Liebe zu dem verheirateten Tamer zu entziehen und um zu vergessen.

Mit einem kleinen Vermögen in der Hinterhand, welches sie von ihrem Großvater heimlich vererbt bekommt, zieht sie erst einmal zu ihrer Cousine, die ebenfalls in London wohnt. Ece nimmt Englischunterricht und verdient nebenbei als Tellerwäscherin etwas Geld hinzu.

Dies ist eigentlich nur die Rahmenhandlung eines vielschichtigen Romans. Aykol lässt Ece zwischendurch immer wieder die Geschichten ihres Großvaters erzählen - wie dieser zu seinem Beruf bzw. seiner Berufung als Goldschmied kam, wie er ihre Großmutter kennenlernt und auch Legenden über ihrer aller Ursprung werden mit eingeflochten.

Auch lernt Ece andere Migranten kennen, die alle Schwierigkeiten haben, sich in ihrer neuen Heimat auch heimisch zu fühlen. Zuviel Ablehnung erfahren sie aller Orten. Ausländer haben es überall schwer, erst recht, wenn sie illegal im Land sind. Die Autorin erzählt dies unaufgeregt, aber - wie ich finde - sehr einseitig. Es scheint keinen einzigen Eingewanderten zu geben, der in London glücklich ist und doch will keiner zurück.

In diesem Roman ist leider zuviel gewollt und zuwenig davon angekommen. Vielleicht hätte sich Aykol auf eines ihrer Themen konzentrieren sollen. Die Handlung jedenfalls trägt den Roman nicht, genauso wenig wie die Episoden aus der Vergangenheit. Das Verflechten dieser beiden Ebenen gelingt ihr nicht besonders gut und die Auseinandersetzung, was Migration bedeutet, wird viel zu sehr theoretisiert. Das geht alles sicher auch besser.

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