Montag, 22. Juli 2013

Arundhati Roy: Der Gott der kleinen Dinge

379 S., btb, 10,00 €, ISBN 3-442-72468-6

"Der Gott der kleinen Dinge" ist eines der Bücher, die schon ewig auf meiner Leseliste stehen und irgendwie kam es nie dazu. Nun entdeckte ich im Urlaub in einer Buchtauschkiste dieses Buch und schwupps - war es meins und die Gelegenheit, es endlich zu lesen.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich meine Mühe hatte, in das Buch reinzufinden und auch zwischendurch verlor ich gedanklich manchmal den Faden. Ich denke, es lag vor allem an den Namen der Charaktere, die ich bis zum Ende immer wieder einordnen musste. Eigentlich kommen gar nicht soviele Personen vor, aber die doch sehr ungewöhnlichen Namen und das anfangs schnell abgehandelte Beziehungsgeflecht machten mir zu schaffen. Ich musste immer wieder nachschlagen, wer jetzt eigentlich wer ist. Aber vielleicht ergeht dies einem Leser anders, der das Buch in einem Rutsch weg liest.

Wunderschön hingegen ist die Sprache, sind die Umschreibungen, die die Autorin verwendet und damit den Leser verzaubert. Alles scheint irgendwie zu schweben, obwohl wirklich viel Leid in der Geschichte ist.

Eine Familie in Indien scheitert an einer verbotenen Liebe, die Unglück über alle bringt. Ammu, Mutter der Zwillinge Rahel und Estha verhält sich so gar nicht, wie es das Kastensystem in Indien vorschreibt. Sie läßt sich scheiden und verliebt sich in einen Unberührbaren, den diese Liebe am Ende das Leben kostet. Und nicht nur er ist Opfer dieses verkrusteten Systems.

Im Mittelpunkt stehen aber die Geschwister, die in Folge dieser verbotenen Liebe auseinander gerissen werden: die Tochter bleibt bei der Mutter, der Sohn geht zum geschiedenen Vater und erst viele Jahre später treffen sich die Zwillinge wieder.

Diese Geschichte wird in zahlreichen Rückblenden und immer vor dem Hintergrund der indischen Geschichte, ihrer Abhängigkeit von Großbritannien und den aufkommenden Unruhen gewerkschaftlicher, kommunistisch geprägter Einflüsse erzählt.

Und obwohl Indien für uns soweit weg und das Leben dort fremd für uns ist, so erkennen wir uns wieder - als Kinder. Wie die beiden Geschwister miteinander spielen oder um die Liebe ihrer Mutter kämpfen, all dies ist vertraut und wir staunen, wie nah uns Indien plötzlich ist.

Arundhati Roy hat sich in diesem großartigen Roman an eine Vielzahl von Themen gewagt und sie wunderbar miteinander verflochten zu einem Familienroman, der noch lange in mir nachhallen wird.


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