Montag, 1. April 2013

Kai Thomas Geiger: Autoreverse

255 S., Theiss, 14,95 €, ISBN 978-3-8062-2774-1

"Autoreverse" ist eine Hommage an die Jugend der 80er Jahre, besser gesagt, Anfang der 80er. AC/DC, Provinz, Mopeds, der erste Urlaub und die erste Freundin werden in diesem amüsant geschriebenen Roman heraufbeschworen.

Marc (welch typischer Name zu dieser Zeit - offensichtlich egal ob Ost oder West) ist 12 und steht noch auf ABBA - seine erste Lieblingsband, als sich sein Leben ändert. Und das in Form von Musik. Der große Bruder seines besten Freundes Jones, Karl, kommt mit einer völlig neuen Art von Musik um die Ecke. Der Musik-Guru weiß, was gute Musik ist, auf Karl hören sie alle. Und Karl sagt: hört Euch diese Platte an, das ist der Hammer.

AC/DC ist der Hammer, soviel steht für Marc fest. Und so wird aus einem unschuldigen Kind mit unschuldigem Musikgeschmack auf einmal ein Jugendlicher mit gar nicht mehr so unschuldiger Musik. Und es ändert sich noch mehr. Aus Jones und Marc wird nun Basti, Jones und Maik und der erste Möhringer AC/DC-Fanclub ist gegründet und prangt feierlich auf ihren Jeansjacken.

Doch schon steht Marc vor ersten Problemen: wo spielt man die neu errungenen Rockplatten ab? Auf dem heimischen Plattenspieler der Eltern ist das mit dieser Musik nicht mehr möglich. Also muss eine eigene Anlage her - aber nicht irgendeine. Eine mit Qualität. Und sowas kostet. Aber woher das Geld nehmen? Muttern lässt nichts springen, zum selber verdienen ist man noch zu jung. Aber da kommt ihm die Idee: Geld schenken lassen - und zwar zur Konfirmation. Nur leider muss man vorher zum Konfi-Unterricht, aber egal, da muss man durch.

Und so beginnt für Marc eine aufregende Zeit zwischen Tanzschule Dieterle, Jugendhaus und Rockfabrik. Erste Risse bekommt die Clique, als Basti plötzlich nur noch als BastiundBea zu kriegen ist, Basti im Doppelpack mit seiner neuen Freundin. Prompt kommts zum Bruch zwischen Marc und Basti.

Aber neue Freundschaften entstehen, der erste Urlaub in Frankreich von Mutti mit Halbpension spendiert, liegt hinter ihnen, die ersten Mädelsbekanntschaften schließen sich an. Ausweise werden im Datum gefälscht, der Mopedführerschein gemacht und erst kommt Alkohol ins Spiel, später dann auch Hasch.

Leider geht das Leben nicht ewig so weiter und spätestens nach einem tragischen Unfall sind aus den Kids ganz schnell Erwachsene geworden - Erwachsene, die Jahre danach kaum noch etwas gemein haben. Außer die Erinnerung.

Dies ist sicher kein literarisches Meisterwerk. Aber Geiger versteht es mit seiner rasanten Sprache das Feeling dieser Zeit einzufangen. Und nicht zum ersten Mal bin ich verwundert, wie wenig sich doch die Erinnerungen an die wildesten Zeiten im Leben zwischen West und Ost unterscheidet. AC/DC, Moped und Revoluzzertum kommen mir doch sehr vertraut vor. Und ich habe mich in diesem Roman gewissermaßen heimisch gefühlt.

Für alle, die sich gern an jene Zeit erinnern: lesen!

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