Donnerstag, 12. Juli 2012

Hanif Kureishi: In fremder Haut

190 S., Rowohlt, 8,90 €, ISBN 3-499-23492-0

Der britische Schriftsteller Hanif Kureishi war beim Erscheinen des Romans erst 49 Jahre alt, also noch nicht in dem Alter, in dem man mit großer Sorge dem altersbedingten Verfall ins Auge sieht.

Aber doch denk ein Leser immer an ein Alter Ego, wenn die Hauptfigur eines Romans Schriftsteller ist. In diesem Fall ist es Adam, der durchaus Probleme mit dem Altwerden hat. Und als ihm das Angebot gemacht wird, sein Gehirn in einen wesentlich jüngeren Körper zu verpflanzen - erstmal zu Testzwecken für ein halbes Jahr - überlegt er nicht lange und begibt sich in dieses Experiment.

Dafür nimmt er sich ein halbes Jahr Auszeit und erklärt seiner Frau, er will eine Reise machen. Er sucht sich den jungen Körper eines Schwulen aus (was er vorher jedoch nicht weiß) und schon allein diese Tatsache birgt einige Komplikationen in seinem neuen Leben. Sein alter Körper wird solange für ihn aufbewahrt, bis er sich entschließt, für immer im neuen Leben zu bleiben oder nach dem halben Jahr wieder zurückkehren möchte.

Anfangs fühlt sich Adam großartig, genießt sein neues Leben, macht Dinge, der er noch nie gemacht hat oder schon lange nicht mehr machen konnte. Da er gut aussieht, fliegen ihm die Sympathien zu und er gerät regelrecht in einen Rausch. Er reist viel, doch bald schon ist sein Geld aufgebraucht, welches eigentlich sechs Monate reichen sollte. Nun muss er Geld verdienen und läßt sich sogar herab, als Boyfriend eines älteren Gönners zu fungieren.

Die negativen Erlebnisse häufen sich und Adam überlegt bereits, seinen "Neukörper" früher wieder abzugeben. Aber er begegnet auch anderen Menschen, die ihren alten Körper gegen einen jungen getauscht haben und so langsam fragt Adam sich, woher diese jungen Körper alle kommen und was wohl passiert, wenn der kleine etablierte Kreis größer und größer wird und plötzlich viel mehr "Frischfleisch" benötigt wird.

Dann gerät er selbst in die Situation, dass sein gutaussehender, gesunder Körper Begehrlichkeiten bei potentiellen Anwärtern weckt und so sieht er sich mit einem Mal einer Verfolgung auf seinen Neukörper ausgesetzt, der nur in seinem Tod enden kann.

Kureishi beschäftigt sich in diesem Roman mit aktuellen Fragen des Alters, dem Jugend- und Schönheitswahn und wie weit die Medizin ethisch wohl gehen würde. Allerdings hat mich der Roman nicht vollständig überzeugt, trotz eines tollen Themas ist die Umsetzung nicht vollkommen gelungen. Kureishi springt zu sehr zwischen den Erlebnissen Adams ohne wirklichen Zusammenhang. Im einen Absatz ist er noch im Drogenrausch, im nächsten bereits wieder auf einer Reise. Diese Aneinanderreihung wirkt etwas willkürlich und soll wohl die Möglichkeiten einer solchen Verwandlung aufzeigen. Jedoch bleibt die Hauptperson dadurch im ganzen Buch blass und unausgegoren.

Also kann man lesen - muss man aber nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen