Montag, 26. März 2012

Zsuszsa Bánk: Die hellen Tage

540 S., S. Fischer, ISBN 978-3-10-005222-3, 21,95 €

Auch wenn ich ein paar Tage mehr als gewöhnlich gebraucht habe, dies Buch zu lesen (das liegt übrigens daran, dass ich vermehrt daheim arbeite und die Zugfahrten zur Arbeit als Lesezeit vermisse), so komme ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. "Langweilig" habe ich als Urteil gelesen, arm an Handlung, nur die Stimmung trägt kein ganzes Buch und ähnliches.

Aber gerade diese besagte Stimmung trägt tatsächlich ein ganzes Buch. Sie ist das Besonderes dieses Romans, die den Leser umfangen hält wie die Wärme des Sommers, wie das Glück der hellen Tage.

Es gibt jedoch nicht nur helle Tage und es passiert - entgegen einiger Meinungen - ziemlich viel. Es ist die Geschichte einer Freundschaft - der Freundschaft von Aja und Seri und Karl. Anfangs sieht alles nach einer trauten, unbeschwerten Kindheit von Aja und Seri aus. Obwohl beide mit ihren Müttern allein leben - Ajas Vater ist beim Zirkus und nur im Sommer zugegen, Seris Vater ist früh verstorben - genießen sie die Tage im Garten von Aja und ihrer Mutter Evi, üben Radschlagen, lernen Fahrrad fahren und gehen schwimmen.

Aber bald schon ereilt die Idylle Risse. Ein Kind aus ihrer Klasse verschwindet und sie begegnen Karl, dem Bruder des Jungen, der bald der Dritte im Bunde wird. Weitere Jahre gehen ins Land, Unfälle passieren, die Mütter befreunden sich, die Väter sind allgegenwärtig.

Aus den Kindern werden Erwachsene. Zu Dritt suchen sie ihr Glück in Rom. Nichts scheint sie trennen zu können. Doch die Dreisamkeit erleidet Brüche - einer scheint zuviel. Wahrheiten kommen nach Jahren ans Licht, die alles Dagewesene, alles Selbstverständliche ins Wanken bringen, in Frage stellen.

Und doch kehren nach den dunklen Tage die Hellen immer wieder zurück. Das Leben wird in Zsuzsa Bánks hochgelobten Roman beschrieben wie es ist - mit Höhen und Tiefen, mit Warmherzigkeit und Stürzen und mit diesem umhüllenden Gefühl der Liebe zum Leben. Kein Bedauern, keine Anklage. In "Die hellen Tage" ist das Glas immer halbvoll und nicht halbleer.

Unbedingt lesen!

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