Samstag, 9. Mai 2009

Richard K. Breuer: Rotkäppchen 2069

einliterarischercomicstripübersexundandereperversionen



324 S., 21,90 €, Eigenverlag, ISBN 978-3950249804

"Dr. Burgess Kubrick, Emotionsforscher von der Orange County University, wird Ihnen dabei helfen, Ihr destruktives Zerstörungspotential sowie Ihre unkontrollierten Gewaltausbrüche mit Musik in den Griff zu bekommen. Beethoven und Morissette stehen momentan hoch im Kurs! Bereits nach einem Jahr laufen Sie wieder normal wie ein Uhrwerk." (S. 227)

Diese ist nur eine von unzähligen Anspielungen in diesem unglaublichen Kaleidoskop der Absurditäten, einer Reise aus der Virtuality zurück in die Reality, in der alles möglich scheint. Vor allem Tabus existieren nicht in dieser geschaffenen Welt, in die es die vier Protagonisten Wolf, Perse, Rob und Franzi verschlägt. Als Probanden werden sie im Jahre 2069 an einen Zentralrechner angeschlossen, um ihren gesundheitlichen, sexuellen und psychischen Problemen auf den Grund zu gehen. Sie werden einer Art Traum ausgesetzt, der Virtuality, in der die skurilsten Dinge passieren. Vor allem Sex mit all seinen Perversionen kann hier ohne Skrupel ausgelebt werden. Und das tun die vier auch mit aller Freizügigkeit.

Doch etwas geht schief bei diesem Experiment: der Rückweg aus dieser Traumwelt ist versperrt. Das intelligente Überwachungsprogramm GIACOMO ist bei der Suche nach dem Ausgang nicht sehr hilfreich, im Gegenteil. Es scheint mit aller Macht genau dieses verhindern zu wollen.

Nun beginnt ein aufregender Roadtrip durch die Virtuality, die ein wenig dem Wunderland von Alice gleicht. Auf der Suche nach Egon, dem Zwerg ( der ExitRoutine) begegnen Rob, Wolf, Perse und Franzi vielen merkwürdigen Gestalten, die alle komplett durchgeknallt sind. Bei einem Kostümball z. B. bekommen sie Tierkostüme, die den Bremer Stadtmusikanten erstaunlich ähneln und die Geschlechtsteile unbedeckt lassen. Am Ende mündet das Experiment in einem einzigen Chaos.

Anfangs ging mir diese Fixierung auf alle Spielarten von Sex ein wenig auf die Nerven und die Handlung fesselte mich nicht sonderlich. Mit der Zeit fand ich jedoch die subtilen Anspielungen und die ironisch verstreute Kritik an den unterschiedlichsten Dingen sehr amüsant.

"[Perse]"McD? Wer ist denn das" [Wesley]"Cheeky! Kommt ihr vom Mars? McD ist neben BurgerPrince die größte BioGenFood-Kette der Welt....Das ist der neue SuperMeatBall...nennt sich 'Stein-Man'. Er leuchtet im Dunkeln, schmeckt sheeky und ist gesünder als ein mexikanisches Ziegensteak. Den müßt ihr unbedingt essen! Außerdem bekommt man zu jedem dritten SMB ein X³L T-Shirt."" (S. 203)

Da ich ein Faible für typografisch gut gemachte Bücher habe, konnte ich mich auch an der tollen Gestaltung des Buches erfreuen. Die Comic-Illustrationen von Gunther "Ecki" Eckert sind wirklich toll:



So ganz überzeugt hat mich dieses, im Stile eines Theaterstückes geschriebene Märchen nicht. Leider wird der Plot nicht wirklich voran getrieben, er scheint nur der Aneinanderreihung der zahlreichen Botschaften zu dienen. Und vielleicht kann ich manchmal dem durchaus berüchtigten wienerischen Humor nicht ganz folgen. Liebhaber desselbigen werden aber mit Sicherheit dieses Buch lieben.

Also Fazit: Geschmackssache ... und damit sich noch viele andere Interessierte ein Bild machen können, geht das Buch nun auf bookcrossing-Reise.

1 Kommentar:

  1. Der "Eigenverleger" bedankt sich für die Rezension ;-) Merci und liebe Grüße aus Wien. Richard

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